(Bühl – Weitenung) – Es ist immer wieder eine gute Idee, Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, zu einem Vor-Ort-Termin nach Mittelbaden einzuladen. Besonders dann, wenn es um die Biomusterregion Mittelbaden+ (BMR+) geht und sich die Akteure aus der Region mit dem Minister austauschen können.
Wir haben im Koalitionsvertrag mit der CDU das Ziel vorgegeben, die landwirtschaftliche Erzeugung von Lebensmitteln auf den Anteil von 30 bis 40 Prozent bis zum Jahr 2030 zu heben. Dafür muss man einiges tun! Wie Minister Hauk so treffend feststellte, braucht es vor allem Menschen, die diese Lebensmittel erzeugen und ebenso Verbraucher, die diese Lebensmittel annehmen, wertschätzen und kaufen.
Helga Decker, Mit-Initiatorin der BMR+, begann bereits vor 28 Jahren als Exotin mit der Erzeugung, ihr Sohn und seine Frau sind inzwischen in ihre Fußstapfen getreten. Der in der Region gut vernetze Biohof wird seit 50 Jahren nach Demeterrichtlinien bewirtschaftet. „Wir sind Teil des Netzwerkes, das große Fortschritte macht“, so Helga Decker bei der Begrüßung. Dass dies gar nicht so einfach ist, kann man sich angesichts der kleinen Anbauflächen und der kleinteiligen Parzellierung, gut vorstellen. Denn um möglichst viele Menschen mit Biolebensmitteln ganzjährig zu versorgen, braucht es Fläche. So helfen sich die Landwirte und Gemüsegärtner gegenseitig , wenn es um die Sortimentserweiterung geht.
Wir kommen bislang auf nur fünf Prozent biologische Anbaufläche in Mittelbaden. Deshalb ist die Biomusterregion so wichtig. Durch die Vernetzung entstehen Synergien, die Mut machen, den Betrieb umzustellen oder Nischen öffnen, wo Interessierte bislang keine sahen. Die Strategie des Landes Baden-Württemberg fördert das Bewusstsein in der Bevölkerung. Angebote von Bio-Speisen in den Kantinen, Kindergärten und Kitas schaffen einen zusätzlichen Markt für die Biolandwirtschaft und sichern den Erzeugern auch mengenorientierte Abnehmer. Zumal die regionale Verwertung gewährleistet wird.
Auch der Biohof muss einen Großteil seines Frischwarenangebotes zukaufen, teilweise auch Gemüse, das genauso gut in der Region wachsen würden, aber aus anderen Ländern zugekauftwird. Deshalb sähen viele Erzeuger lieber Gemüse als Mais auf den Äckern.
Die Frage der Wasserversorgung spielt auf dem Biohof mit seinen Gewächshäusern, in denen Spinat und Kohlrabi heranwächst, eine wichtige Rolle. Weil auch der Hof mit der PFC-Problematik zu kämpfen hat, wird Regenwasser von den Dächern gesammelt.
Der Biohof beschäftigt rund 100 Mitarbeiter, versorgt etwa 2 500 Kunden zwischen Karlsruhe und Offenburg und hält neben einigen Schafen auch zehn Schwäbisch-Hällische Landschweine, die die Besuchergruppe grunzend beäugten.
Mit dem Thema Nachhaltigkeit hat sich auch Stefan Karcher, Geschäftsführer des Bühler Start-Ups Hamp, auseinandergesetzt. Dabei ist er auf das Thema Nutzhanf gestoßen. Die Pflanze ermögliche den Landwirten während der Umstellung auf Bio Erträge, auf die sie sonst verzichten müssen. Von der Wurzel bis zur Blüte sind die Pflanzen vielfältig verwertbar, genügsam, verbessern den Boden und benötigen keinen Pestizideinsatz. Noch stecke der Anbau regional in den Kinderschuhen, so Karcher, es rege sich durch die Synergien der Biomusterregion das Interesse und er schaue motiviert und positiv in die Zukunft.
Mit einer Übergabe von Staffeln der Nachhaltigkeit, die die Kinder des Weitenunger Kindergartens St. Josef an Bürgermeister Hubert Schnurr, Minister Peter Hauk und Bürgermeister Robert Wein (leider verhindert) übergaben, endete die informative Veranstaltung.
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